Ratsantrag Öffentliches Bauen mit R-Beton Typ 2
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
die Fraktion DIE Zukunft beantragt im Rat der Stadt Aachen folgenden Beschluss zu fassen:
Die Verwaltung soll ein Konzept erarbeiten, sodass zum nächstmöglichen Zeitpunkt bei Bauausschreibungen der Stadt Aachen die Verwendung von sandhaltigen Baustoffen . Dazu sollen überprüft werden, welche verwaltungsrechtlichen Möglichkeiten es für eine Vorschrift gibt. Daraus soll resultieren, dass die Verwendung von Bauschutt in anderen Bereichen als die des Wege- und Straßenbaus steigen und hochwertige Verwertungswege im Sinne der Kreislaufwirtschaft erschlossen werden. Andere Betonsorten sollen deswegen nur in Ausnahmefällen zugelassen werden. Ausnahmeregeln sind zu protokollieren und im Voraus mit diesem Antrag festzulegen. Ein Überprüfungszeitraum der Ausnahmeregeln soll von der Verwaltung ebenfalls vorgeschlagen werden, um ggf. weitere Anwendungen auf R-Beton zu beschränken. Zudem soll untersucht werden, ob weitere Vorgaben erlassen oder Anreize geschaffen werden können, die die Verwendung von R-Beton Typ 2 auch für Bauunternehmen oder Privatpersonen unterstützen.
Ausführung:
Bauabfälle stellen in Deutschland einer der größten Abfallströme dar und bieten ein enormes Potenzial der Schonung natürlicher Ressourcen sowie Wertschöpfung [UBA]. Dieses für Betonbaustoffe zu erschließen, ist Kern dieses Antrages. Für die Herstellung von Recycling-Gestein (RC-Gestein), welches in Recycling-Beton (R-Beton) verwendet wird, ist dies bereits technisch ausgereift und die Produkte haben bereits eine Kommerzialisierung erreicht. [Scheidt]
Circular City
Die Stadt Aachen hat sich am 27.10.2021 mit der Unterzeichnung der Circular City Declaration verpflichtet, die Zirkularität zu stärken und die “Kreislaufwirtschaft und die nachhaltigen Transformation der regionalen Wirtschaft und Gesellschaft” zu gestalten. Baustoffrecycling ist einer der grundlegenden Pfeiler für die stoffliche Zirkularität.
Die wichtigsten Argumente für die Verwendung werden im Folgenden dargelegt:
I) Überlegene Produkteigenschaften der Recyclingprodukte
R-Beton von Typ 1 & 2 zeichnet sich durch gleichwertige oder überragende Eigenschaften im Vergleich zu Beton aus Primärressourcen aus [IBAC]. Dies ist auch der Fall bei Anwendung mit hoher Witterungsbeständigkeit z.B. bei Verkehrswasserbauten oder hohem ästhetischen Anspruch z.B. als Sichtbeton.
Die Verwendung für R-Beton ist jedoch nicht für Spann- und Leichtbeton [Knappe, 2014] oder einige Verkehrsbauwerke zugelassen, entsprechende Zulassungsbeschränkungen sind limitierende Faktoren. Zukünftig kann sich dies insbesondere für Spannbeton ändern, da eine Zulassung beispielsweise in den Niederlanden besteht und bereits positive Erfahrungswerte bestehen. Es konnte bereits in der Vergangenheit gezeigt werden, dass mit der Anwendung von R-Beton 90% des für den Hausbau verwendeten Betons substituieren kann [Knappe, 2017].
II) Stärkung der lokalen Recyclingunternehmen
Recyclingstoffe aus Baustoff können lokal hergestellt werden. Insbesondere aus wirtschaftlicher Sicht ist eine regionale Aufbereitung des Bauschutts zum RC-Gestein sinnvoll und machbar. So kann ein Teil der Wertschöpfungskette in der Region verankert werden und lokale Recyclingunternehmen gestärkt werden. Durch Nutzung lokaler Ressourcen und der resultierenden kurzen Fahrtwege können zudem Emissionen gespart werden.
III) Primärressourcenverbrauch senken, Deponievolumen schonen & Rohstoffverfügbarkeit sichern
Primärrohstoffe zu sparen und durch Sekundärrohstoffe zu substituieren, ist eine der größten Einsparpotenzial für Emissionen und Ressourcenverbrauch und im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Die Baubranche fördert schätzungsweise 50 % der geförderten Rohstoffe und ist damit besonders ressourcenintensiv. [BaWü, 2017] Primärrohstoffe in der Bauindustrie sind größtenteils nicht nachwachsend, sodass deren Nutzung zu einem endgültigen Verbrauch führt. Gleichzeitig herrscht durch die derzeitige Lage auf dem Weltmarkt ein Mangel an Baustoffen, die die ökonomische Verfügbarkeit limitieren. Bei einem Einsatz von recyceltem Material können diese Effekte abgemildert werden.
IV) Quellennachweis
[BaWü] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Leitfaden zum Einsatz von R-Beton, S. 6ff., 2017.
[IBAC] Institut für Bauforschung und Lehrstuhl für Baustoffkunde, RWTH Aachen, Haufe, J., Vollpracht, A., R-Beton – Teilvorhaben 6: Frischbetonrecycling und Entwicklung von Verfahren zum praxisgerechten Umgang mit umweltrelevanten Merkmalen, Abschlussbericht F1020, S.21f., 2018.
[Knappe, 2014] Knappe, F., Einsatz von Recycling-Baustoffen, S. 458f., 2014.
[Knappe, 2017] Knappe, F.; Reinhardt, J.; Schorb, A., Leitfaden zum Einsatz von R-Beton, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg [Hrsg.], 2017.
[Scheidt] Scheidt, J. C., Ermittlung des erforderlichen Gesamtwassers zur Herstellung von R-Beton mit definiertem Wasserzementwert, S. 14f., 2019.
[UBA] Potrykus, A., Zotz, F., Aigner, J.F., Weißenbacher, J., Burgstaller, M., Abraham, V., Merzoug, L., Thome, V., Dittrich, S., Leiss, N. Prüfung möglicher Ansätze zur Stärkung des Recyclings, zur Schaffung von Anreizen zur Verwendung recycelbarer Materialien und zur verursachergerechten Zuordnung von Entsorgungskosten im Bereich der Bauprodukte, im Auftrag des Umweltbundesamtes, 2021.