Ratsantrag – Evaluation eines Schnelllade-Katasters

Ratsantrag – Evaluation eines Schnelllade-Katasters

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

die Fraktion DIE Zukunft beantragt, im Rat der Stadt Aachen folgenden Beschluss zu fassen:

Die Ausbauziele der Elektromobilität in Deutschland machen es erforderlich, dass bereits heute ein Kataster entwickelt wird, durch das Orte erkennbar werden, an denen Gleichstrom-Schnellladestationen technisch verhältnismäßig einfach umsetzbar sind. Daher soll die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der STAWAG AG sowie der Regionetz GmbH ein „Schnelllade-Kataster“ für die Stadt Aachen entwickeln, ähnlich wie das bereits erfolgreich umgesetzte „Solarkataster“. Dabei verstehen die Antragsteller*innen unter diesem Kataster die Sammlung von Orten, die sowohl von den eigentumsrechtlichen Verhältnissen her als auch von der zur Verfügung stehenden Anbindung an das Mittelspannungsnetz geeignet wären, um Gleichstrom-Schnellladesäulen (CCSStandard) für Elektrofahrzeuge aufzustellen. Die Anbindung an die Mittelspannung ist notwendig, um die erforderlichen Ladeleistungen zuverlässig bereitstellen zu können.
Zudem wären auch die Flächen zu ermitteln, bei denen dies aus technischer Sicht auch im Niederspannungsnetz ggf. möglich wäre. Dabei wäre ein koordiniertes Vorgehen mit der Verwaltung der Städteregion Aachen begrüßenswert.

Ausführung:

Um Elektromobilität für breite Bevölkerungsschichten attraktiv zu machen, sollte es möglich sein, auch im städtischen Bereich (und nicht nur an Autobahnen) ein Elektrofahrzeug in rund 20 min auf 80% seiner Batteriekapazität aufladen zu können. Autofahrer legten laut Kraftfahrzeugbundesamt in Deutschland 2020 im Schnitt rund 36 km am Tag, oder 255 km in der Woche zurück. Zum Vergleich: Im Vor-Corona Jahr 2019 waren es 39 km pro Tag oder 273 km in der Woche.1 Bei zahlreichen, heute schon am Markt verfügbaren Elektroautos bedeutet dies, dass nur rund einmal pro Woche geladen werden müsste, um das Fahrprofil ihrer Nutzer zu erfüllen. Für große Teile der Bevölkerung, die keine Möglichkeit haben, zu Hause zu laden, wären CCS-Schnellladesäulen, an denen mit bis zu 350 kW Leistung geladen werden kann, eine Alternative, um ihr Auto aufzuladen. Das Schnelllade-Kataster wäre also der Versuch,
gezielt Flächen zu ermitteln, die ggf. in städtischem Zugriff liegen und über eine einfache und daher verhältnismäßig kostengünstig realisierbare Anbindung an das Mittelspannungsnetz verfügen. Alternativ könnten in das Kataster auch private Flächen aufgenommen werden, die über eine solche Anbindung verfügen. Dies könnten beispielsweise Parkplätze von Supermärkten o.Ä. sein. Das Schnelllade-Kataster würde es der Stadt ermöglichen, gezielt mit den Eigentümern in Kontakt zu treten. Auch eine Vermittlung zwischen den entsprechenden Privatpersonen und Anbietern von Schnelllade-Infrastruktur (wie z.B. Tesla, Ionity, Fastned oder EnBW) seitens der Verwaltung wäre denkbar. Das Schnelllade-Kataster würde es also ermöglichen, proaktiv den Aufbau einer Schnelllade-Infrastruktur in der Städteregion zu fördern.
Weiterhin versetzt es die Stadt Aachen in die Lage, Elektromobilität gezielt in der städtebaulichen Entwicklung zu berücksichtigen. Zudem ermöglicht es einen bei zukünftig deutlich höherer Durchdringung von Elektroautos notwendigen Netzausbau in der Niederspannungsebene ggf. zu vermeiden. Der Aufbau dieser Infrastruktur hätte einen
weiteren, sehr zukunftsweisenden Vorteil: die zukünftige Nutzbarkeit dieser Infrastruktur als Ladestationen für autonom fahrende, rein elektrisch betriebene Taxiflotten – an denen heute jedes Automobilunternehmen forscht. Aachen könnte mit dem Schnelllade-Kataster den Weg ebnen, einerseits den Umstieg auf rein elektrisches Fahren erheblich zu beschleunigen und andererseits den Grundstein für die Mobilität von morgen zu legen.

Quellennachweis
1)
https://www.kba.de/DE/Statistik/Kraftverkehr/VerkehrKilometer/vk_inlaenderfahrleistung/v
k_inlaenderfahrleistung_inhalt.html;jsessionid=C22CC4AF9BEBEB5CECF704E88E6C61
D9.live21301?nn= 2351536
, aufgerufen am 27.08.2021

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