Ratsantrag: Verpflichtendes Sandrecycling

Ratsantrag: Verpflichtendes Sandrecycling

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

die Fraktion DIE Zukunft beantragt im Rat der Stadt Aachen folgenden Beschluss zu
fassen: Die Verwaltung soll ein Konzept erarbeiten, sodass zum nächstmöglichen Zeitpunkt bei Bauausschreibungen der Stadt Aachen die Verwendung von sandhaltigen Bauprodukten
verpflichtend wird, deren Sand aus Sandrecycling stammen. Dazu soll überprüft
werden, welche verwaltungsrechtlichen Möglichkeiten es für eine Vorschrift zur
verpflichtenden Nassklassierung oder alternativen Recyclingverfahren gibt. Daraus soll
resultieren, dass die Verwendung von Sand in anderen Bereichen als die des Wege- und
Straßenbaus steigen und hochwertige Verwertungswege im Sinne der Kreislaufwirtschaft
erschlossen werden. Andere sandhaltige Produkte für Bauanwendungen, deren Sand
nicht recycelt wurde, sollen deswegen nur in Ausnahmefällen zugelassen werden.
Ausnahmeregeln sind zu protokollieren und im Voraus mit diesem Antrag festzulegen. Ein Überprüfungszeitraum der Ausnahmeregeln soll von der Verwaltung ebenfalls
vorgeschlagen werden, um ggf. weitere Anwendungen an die Wiedergewinnung von
Sand zu binden.

Ausführung:
Aachen hat sich im Rahmen der Circular City Declaration im Oktober 2021 zum Prinzip
der Abfallvermeidung und Ressourcenschonung durch Verwendung zirkulärer
Wertstoffe, gemäß der Abfallhierarchie, verpflichtet. Bauabfälle stellen in Deutschland
einen der größten Abfallströme dar und bieten ein enormes Potenzial der Schonung
natürlicher Ressourcen, sowie Wertschöpfung [UBA].
Sand, der für Konstruktion und Bauen eingesetzt werden kann, ist weltweit ein viel
geförderter Rohstoff, dabei aber gleichzeitig nur begrenzt vorhanden, und daher ein
kritischer Rohstoff [Hayes et al.]. Deshalb gilt es natürliche Vorkommen zu schonen und
Quoten für das Recycling im Sinne der Kreislaufwirtschaft zeitnah zu erhöhen.
Die wichtigsten Argumente für diese Verwendung werden im Folgenden dargelegt:

I) Sicherung von Sand für Glasindustrie und Bauindustrie in Aachen
Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren ein Nutzungskonflikt von Sand
zwischen der Glasindustrie und der Bauindustrie entsteht [Elser]. Um die
Wirtschaftlichkeit der betreffenden Betriebe in Aachen und Umgebung auch zukünftig zu
sichern, muss der Rohstoff Sand in jeweils ausreichend guter Qualität verfügbar bleiben.
Sand für Bauanwendungen kann durch Sekundärressourcen oft substituiert werden,
sodass Primärressourcen geschont werden.

II) Primärressourcenverbrauch senken, Deponievolumen schonen und
Rohstoffverfügbarkeit sichern
Primärrohstoffe zu sparen und durch Sekundärrohstoffe zu substituieren, ist eines der
größten Einsparpotenziale für Emissionen und Ressourcenverbrauch, und im Sinne einer
nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Die Baubranche fördert schätzungsweise 50 % der
geförderten Rohstoffe und ist damit besonders ressourcenintensiv [BaWü].
Primärrohstoffe in der Bauindustrie sind größtenteils nicht nachwachsend, sodass deren
Nutzung zu einem endgültigen Verbrauch führt. Stoffe aus dem Abriss werden deponiert
oder als Versatz verwendet. Aufgrund fehlender Neubaugenehmigungen wird langfristig
ein Mangel an Deponievolumen erwartet [Haeming]. Gleichzeitig herrscht durch die
derzeitige Lage auf dem Weltmarkt ein Mangel an Baustoffen, der die ökonomische
Verfügbarkeit limitiert. Bei einem Einsatz von recyceltem Material können diese Effekte
abgemildert werden.

III) Stärkung der lokalen Recyclingunternehmen
Recyclingstoffe aus Baustoff können lokal hergestellt werden. Insbesondere aus
wirtschaftlicher Sicht ist eine regionale Aufbereitung von (Bau-) Abfällen mit Hilfe geeigneter Recyclingverfahren sinnvoll und machbar. Zum Beispiel kann mit einer Nassklassierung
so auch auf mechanische Art Sand zurückgewonnen werden. Damit kann ein Teil der Wertschöpfungskette in der Region verankert und lokale Recyclingunternehmen gestärkt
werden. Durch Nutzung lokaler Ressourcen und der resultierenden kurzen
Transportwege können zudem Emissionen gespart werden.

IV) Quellennachweis
[BaWü] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Leitfaden zum Einsatz von R-Beton, 6ff., 2017.
[Elsner] Elsner, H., Sand – Auch in Deutschland bald knapp? BGR, DERA, Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe, 2018.
[Haeming] Haeming, H., Deponiesituation in Deutschland: Engpässe, Restlaufzeiten und
Planungen zum Neubau, Tagungsbeitrag in Mineralische Nebenprodukte und Abfälle 5.
Thome-Kozmiensky Verlag GmbH, 490, 2018.
[Hayes et al.] Hayes, L., Petrovic, E.K., The global sand shortage: study of the role of
glass in contemporary New Zealand residential architecture, ANZAScA, 1115-1119,
2020.
[UBA] Potrykus, A., Zotz, F., Aigner, J.F., Weißenbacher, J., Burgstaller, M., Abraham,
V., Merzoug, L., Thome, V., Dittrich, S., Leiss, N. Prüfung möglicher Ansätze zur
Stärkung des Recyclings, zur Schaffung von Anreizen zur Verwendung recycelbarer
Materialien und zur verursachergerechten Zuordnung von Entsorgungskosten im Bereich
der Bauprodukte, im Auftrag des Umweltbundesamtes, 2021.

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